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Sechstes Jahr Wirtschaftskreis: wie finanziert sich die Biobranche?

2018 traf sich der Wirtschaftskreis der Sektion für Landwirtschaft am Goetheanum mit fast 70 Teilnehmenden im niederländischen Doorn bei Utrecht. Das dreitägige Treffen war ein Vorgeschmack auf die folgende Landwirtschaftliche Tagung, die im Februar 2019 unter dem Motto „Die Ökonomie der Landwirtschaft“ in Dornach stattfand – Arbeitsschwerpunkt diesmal: Finanzierung, Kapital und „Eigentum assoziativ denken“, also Themen von bleibender Aktualität!

Zahlreiche Leitfragen strukturierten die Debatte, etwa: Wie bemisst sich der Wert eines landwirtschaftlichen Betriebes? Wie kann sich ein Unternehmen so aufstellen, dass es nicht in die Abhängigkeit profitorientierter Investoren gerät? Wie können Gewinne gemeinwohlbezogen investiert und Kapital sinnstiftend entlang der gesamten Wertschöpfungskette eingesetzt werden? Wem gehört der Hof und der Boden, aus dem er zehrt? Und welche Rolle spielt der Konsument im Gesamtkontext? All diese Fragen wurden auf Basis einer Vielzahl unterschiedlicher Vorträge diskutiert.

Nach einer Einführung in den Nationalökonomischen Kurs Rudolf Steiners durch Änder Schanck, sprach Merle Koomans van den Dries vom Groß- und Einzelhändler Odin über den Umbau des Unternehmens vom gewöhnlichen Bio- hin zu einem kooperativen Supermarkt. Odins Kunden sind eng in Finanzierung und Eigentümerschaft eingebunden. Am Ladenregal hängen zwei Preisschilder: eins für normale Kunde und eins mit niedrigeren Preisen für die mittlerweile über 7000 eingeschriebenen Mitglieder.

Markus Lüthi von der in der Schweiz, Italien und Deutschland agierenden Bio Development AG legte deren Anforderungen für Kapitalbeteiligungen an Bio-Unternehmen dar und präsentierte die Bio Development als Alternative zu Großkonzern- und herkömmlicher Bankenfinanzierung.

Kritisch reflektiert wurden die wahren Kosten der Lebensmittelproduktion. Natürliche Ressourcen wie Luft, Böden und Meere sind Allgemeingüter der Erde. Wer zu Lasten der Umwelt produziert, muss dafür Verantwortung übernehmen. Wie man externe Kosten unternehmerischen Handels in der Buchhaltung monetär erfassen kann, erklärte Volkert Engelsman vom Bio-Großhändler Eosta am Beispiel True Cost Accounting.

Am dritten Tag wurde auch über die Charta für assoziatives Wirtschaften gesprochen, die beim letzten Treffen in Luxemburg erarbeitet wurde und seitdem viel Aufmerksamkeit erhalten hat. Sie wurde in ihren Zielen um die kulturelle Saatgutförderung erweitert. Dieser Ergänzung liegt das gemeinsame Bewusstsein zugrunde, dass die Züchtung ökologischer und samenfester Sorten integraler Bestandteil des assoziativen Prozesses im Wirtschaftsleben ist.